US-Wahl: Mögliche Auswirkungen Donald Trumps auf Aktienmärkte und Rohstoffe

Von Timo Emden

Unter der Federführung von Donald Trump werden ab dem 20. Januar 2025 die Republikaner im Weißen Haus wieder das Sagen haben. Durch die neue US-Regierung sind nicht zuletzt bedeutende Auswirkungen auf die Finanzmärkte denkbar. Erhalten Sie im Folgenden alle Informationen rund um die Pläne Donald Trumps und was diese für die Aktien- und Rohstoffmärkte bedeuten könnten.

Keyfacts:

  • Donald Trump hat insbesondere Deregulierung und Steuersenkungen angekündigt
  • „America-First“-Strategie dürfte heimischer Wirtschaft zugutekommen
  • Einführung von Strafzöllen könnte zu Handelskrieg führen – China und EU im Fokus
  • Banken-, Energie-, sowie Kryptosektor in den Vereinigten Staaten könnten unter Trump-Regierung profitieren

Donald Trump gewinnt US-Präsidentschaftswahl 2024 gegen Kamala Harris

Die Republikaner unter Donald Trump haben die US-Präsidentschaftswahl gegen die Demokratin Kamala Harris gewonnen. Ab dem 20. Januar 2025 wird Trump offiziell in das Weiße Haus in Washington einziehen und für die kommenden vier Jahre die größte Volkswirtschaft der Welt regieren und folgerichtig die Biden-Administration ablösen.
Der Sieg Trumps kam im Vergleich zur ersten Amtszeit zwischen 2017 und 2021 allerdings weniger überraschend. Im Vorfeld der US-Wahlen, welche am 04.
November 2024 stattfanden, signalisierten verschiedene Buchmacher ein klassisches Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris. In erster Linie dürften sich Anleger erleichtert über das Ausbleiben einer politischen Hängepartie und über die rasche Regierungsbildung gezeigt haben.

Donald Trumps Pläne: Zwischen Deregulierung und Steuersenkungen

Donald Trump hat in seinem Wahlkampf insbesondere Steuersenkungen und Deregulierung angekündigt. Seine wirtschaftsfreundliche Politik dürfte getreu dem Motto „America First“ ausgerichtet sein.
Die Republikaner können neben der Mehrheit im Senat zudem auch auf die Mehrheit im Repräsentantenhaus bauen, sodass zumindest bis zu den Zwischenwahlen in zwei Jahren Entscheidungen ohne größeren Widerstand getroffen werden könnten.

Donald Trump will auf Deregulierung setzen

Die in Aussicht gestellte Deregulierung verschiedener Branchen im Allgemeinen könnte den Regulierungsdruck insgesamt lockern, was den Kostendruck senken und die Unternehmensgewinne möglicherweise erhöhen dürfte.
Trump dürfte versuchen das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, neue Arbeitsplätze zu schaffen und Innovationen zu fördern.
Eine Deregulierung impliziert gegenteilig allerdings auch Risiken durch zu laxe Vorschriften, welche das Vertrauen beschädigen könnten.

Zölle auf Importe: Handelskrieg mit China und Europäischer Union droht

Seine angekündigte protektionistische Wirtschaftspolitik mit etwa Zöllen auf Exporte oder Handelsbeschränkungen entfacht allerdings auch Sorgen vor einem neuen Handelskrieg. Im Fokus stehen dabei insbesondere die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt (China) sowie die Europäische Union (EU).
Denkbar ist nicht zuletzt auch eine zunehmende Unsicherheit und damit eine einhergehende Volatilität durch einen schwer kalkulierbaren Führungsstil Donald Trumps.
Angekündigt wurden „Strafzölle“ in Höhe von 60 Prozent auf Güter und Waren aus dem Reich der Mitte. Für Waren aus dem Rest der Welt drohen Zölle zwischen 10 und 20 Prozent.
Trump will durch die Strafzölle das Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten mit China und Europa verringern.
Die Unternehmenssteuern sollen von 21 Prozent auf 20 Prozent sinken und bei lokaler Produktion sogar auf 15 Prozent fallen.

US-Staatsverschuldung könnte weiter zunehmen

Die US-Staatsverschuldung könnte unter der neuen US-Regierung möglicherweise weiter zunehmen, welche im Dezember 2024 bei über 36 Billionen US-Dollar notierte. Abzuwarten gilt, welche Vorhaben Trump tatsächlich in die Praxis umsetzt und vor allem wie diese finanziert werden sollen. Auf der Gegenseite soll unter der Federführung von Elon Musk und Vivek Ramaswamy das neu geschaffene „Department of Government Efficiency“ dafür sorgen, die Regierungsausgaben zu reduzieren und die Effizienz zu steigern.

Staatsverschuldung der USA in Billionen US-Dollar (Stand: Dezember 2024)

Quelle: TradingView
Risikohinweis: frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

Spannend bleibt zudem, welche Auswirkungen die durch Trump in Aussicht gestellten Maßnahmen auf die Inflationsentwicklung und damit auf die zukünftige US-Geldpolitik haben werden. Neben den geplanten Einfuhrzöllen sowie Steuersenkungen könnte die Inflation wieder befeuert werden, was der Fed insgesamt weniger Spielraum für weitere Zinssenkungen geben dürfte.
Powells Amtszeit läuft bis 2026. Auf die Frage hin, ob der aktuelle Fed-Chef zurücktrete, falls Trump ihn darum bitten würde, antwortete er mit „nein“.

Zinsentwicklung (Fed Funds Rate) in den Vereinigten Staaten von 2016 bis Dezember 2024

Quelle: TradingView
Risikohinweis: frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

Geopolitische Spannungen als Unsicherheitsfaktor

Abzuwarten gilt, ob auch die politischen als auch geopolitischen Spannungen unter Donald Trump wieder zunehmen. Ein erneuter Handelskrieg könnte die Handelsbeziehungen insbesondere zwischen China und der EU belasten.
Zudem kündigte Trump an, dass die NATO-Mitgliedsländer fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung (BIP) für Verteidigung ausgeben sollen.
Während seines Wahlkampfs hatte Trump immer wieder gesagt, die Hilfen für die Ukraine stark zu reduzieren oder sogar ganz einstellen zu wollen.
Zunehmende geopolitische Unsicherheiten könnten zu einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten führen und möglicherweise dem Edelmetall Gold in die Karten spielen.

Gold (XAU/USD)

Quelle: TradingView
Risikohinweis: frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

Mögliche Auswirkungen auf den Finanzsektor

Unter einer möglichen Deregulierung könnten etwa Geldhäuser nebst Finanzinstituten in den USA Rückenwind erhalten, was allerdings als zweischneidiges Schwert verstanden werden sollte. Auf der einen Seite lockt die Möglichkeit höherer Gewinnspannen durch Kostensenkungen. Eine weniger strikte Regulierung könnte allerdings auch das Systemrisiko für den Bankensektor und damit auch für die Finanzwelt erhöhen.

Mögliche Auswirkungen auf den Energiesektor

Eine „America-First“-Strategie könnte auch dem heimischen Energiesektor zugutekommen. Sollte Trump etwa Umweltvorschriften lockern, könnte dies der Öl- und Gasindustrie den Rücken stärken.
Der designierte US-Präsident kündigte an verstärkt die eigene Produktion für besagte Sektoren anzukurbeln und weniger für umweltfreundliche Energien auszugeben zu wollen.
Bereits in seiner ersten Amtszeit lockerte Trump einige Vorschriften der Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency). So wurden etwa CO2-Beschränkungen für Fahrzeuge und Kraftwerke entschärft.

Öl (WTI)

Quelle: TradingView
Risikohinweis: frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

Mögliche Auswirkungen auf die Gesundheitsbranche

Donald Trumps Rückkehr in das Weiße Haus dürfte auch einen Einfluss auf die US-Gesundheitsbranche initiieren. Die Branche verspricht sich insbesondere den Abbau regulatorischer Hürden sowie Steuererleichterungen, was etwa Unternehmen aus den Bereichen Biopharma und Medizintechnik zugutekommen könnte.
Die „America-First“-Strategie dürfte die eigene Wirtschaft stärken und somit auch die Abhängigkeit internationaler Lieferketten verringern. Sollten Unternehmen ihre Produktionsstätten zurück in die USA verlagern, dürfte dies nicht zuletzt die Sicherheit der allgemeinen Versorgung erhöhen.
Auch der sogenannte „Inflation Reduction Act“ (IRA), welcher unter Joe Biden verabschiedet wurde, könnte für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Zu erwarten sind sinkende Preise für Medikamente, welche den Absatz ankurbeln könnten. Nominiert zum Gesundheitsminister hat Donald Trump den Robert F. Kennedy, welcher politische Diskussionen anstoßen dürfte.

Mögliche Auswirkungen auf den Kryptosektor

Donald Trump hat in seinem Wahlkampf versprochen die USA etwa zur „Kryptohauptstadt“ machen zu wollen. Neben einer Deregulierung der Branche will Trump die Bitcoin-Miner mit günstigem Strom ausstatten. Gleichzeitig kündigte er auf einer Bitcoin-Konferenz im Juli 2024 in Nashville (Tennessee) an, den Chef der Aufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC), Gary Gensler, entlassen zu wollen. Gensler selbst hat seinen Rücktritt im November 2024 bekanntgegeben. Neuer Chef der Behörde soll der als kryptofreundlich geltende Paul Atkins werden.
Anleger hoffen, dass Atkins sämtliche Entscheidungen in der Vergangenheit noch mal prüft und gegebenenfalls revidiert.

Insbesondere setzen Anleger auf die Einführung strategischer Bitcoin Reserven durch die Regierung, welche allerdings alles andere als ausgemachte Sache sind.
Unter einer in Bezug auf Bitcoin positiv eingestellten US-Regierung könnten kryptosensible Aktien in diesem Zusammenhang möglicherweise profitieren. Zu beachten ist, dass Donald Trump seine Versprechen am Ende des Tages auch einlösen muss.
Zudem bleibt völlig offen, welche Priorität die Kryptobranche in den USA in Zukunft einnehmen wird.

Bitcoin (BTC/USD)

Quelle: TradingView
Risikohinweis: frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

Coinbase (COIN)

Quelle: TradingView
Risikohinweis: frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

Fazit: Trump könnte die Karten durch Deregulierung und Steuersenkungen neu mischen

Unter der neuen Trump-Regierung und der damit zu erwartenden „America-First“-Strategie könnten insbesondere die Sektoren wie Energie, Finanzen und Krypto profitieren. Dabei dürfte die neue Regierung neben einer Deregulierung vor allem auf Steuersenkungen setzen.
Gegenteilig impliziert die zu erwartende protektionistische Marschroute allerdings Risiken, wie etwa die eines Handelskriegs mit China und der Europäischen Union.
Zu beachten gilt, dass völlig offen ist, welche angekündigten Pläne Donald Trump in seiner Amtszeit tatsächlich umsetzen wird.