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Was ist RSI?
Der Relative-Stärke-Index (RSI) ist einer der beliebtesten technischen Indikatoren im Daytrading. Es handelt sich um einen Momentum-Oszillator, der die Geschwindigkeit und Veränderung der Kursbewegungen in einem bestimmten Zeitraum erfasst. Der RSI wird für alle Märkte verwendet, von Aktien bis zu Forex.
Wie die anderen Oszillatoren wird auch der RSI-Indikator in der Regel unterhalb eines Kurscharts eingezeichnet (siehe unten).
Beim Handel mit dem RSI geht es darum, die Bewegungen des Indikators in Verbindung mit der Entwicklung des Marktpreises zu nutzen, um Kauf- und Verkaufssignale zu finden und die Dynamik des Marktes zu bestimmen.
Was ist ein Momentum-Indikator?
Ein Momentum-Indikator misst die Geschwindigkeit und Veränderung von Kursbewegungen. Es handelt sich um eine zweite Ableitung des Preises. Wenn der Kurs steigt, zeigt er einfach an, dass der Kurs sich nach oben bewegt. Steigt das Momentum, bedeutet dies, dass sich der Preis mit größerer Geschwindigkeit nach oben bewegt. Mit anderen Worten: Das Momentum misst die „Steigung“ eines Preistrends.
Warum ist das Momentum so wichtig?
Tendenziell folgt das Momentum dem Kurs, d. h. es verändert sich zuerst. Der RSI gilt im Trading als Frühindikator.
Dies lässt sich besser verstehen, wenn man sich vorstellt, wie das Momentum in der Natur entsteht. Wenn man einen Ball in die Luft wirft, wird er zunächst langsamer (Momentum fällt), bevor er schließlich oben stoppt und zu fallen beginnt. Für einen Daytrader ist es äußerst nützlich, zu erkennen, wann der Markt vor einer Trendwende steht, bevor er sich tatsächlich umkehrt.
Wie man mit dem RSI tradet
Es gibt bestimmte sich wiederholende Entwicklungen des RSI, die erkannt und als wertvolle Informationen für den Handel genutzt werden können, genau wie Chartmuster beim zugrunde liegenden Kurs.
Trader können eine RSI-Handelsstrategie im Wesentlichen auf folgende vier Arten aufbauen:
Überkauft/Überverkauft
Der RSI-Indikator oszilliert zwischen Null und 100 und kann niemals einen Wert von weniger als Null oder mehr als 100 aufweisen. Die Marken 70 und 30 gelten allgemein als die Bereiche, die eine überkaufte oder überverkaufte Anlage kennzeichnen.
Überkauft bedeutet, dass das Momentum „zu stark“ geworden ist und sich voraussichtlich nach unten wenden wird.
Überverkauft deutet darauf hin, dass das Momentum „zu schwach“ geworden ist und wahrscheinlich nach oben tendieren wird.
Wie bereits erwähnt, folgt das Momentum in der Regel dem Kurs. Wenn also der RSI-Indikator einen überkauften Vermögenswert signalisiert und sich dann nach unten bewegt, weist dies darauf hin, dass der Kurs ihm nach unten folgen könnte. Ist der RSI überverkauft und entwickelt sich dann nach oben, könnte der Kurs ebenfalls steigen.
Um eine mögliche Short-Position einzugehen, können Trader abwarten, bis der RSI aus einem überkauften Bereich unter 70 fällt. Steigt der RSI über 30 bei einem überverkauften Niveau, sollte man eine Long-Position eröffnen.
50-Kreuzung
Zur Bestätigung eines Preistrends können Trader das RSI-50-Niveau (die Mittellinie) verwenden. Nach dieser Strategie wird ein Abwärtstrend bestätigt, wenn der RSI von über 50 auf unter 50 kreuzt. In ähnlicher Weise wird ein Aufwärtstrend bestätigt, wenn der RSI über 50 steigt.
Divergenz
Eine weitere Möglichkeit, mit dem RSI zu traden, ist die Beobachtung von Divergenzen zwischen dem RSI und dem Marktpreis. Einfach ausgedrückt: Trader suchen nach Phasen, in denen sich das Momentum in die andere Richtung als der Preis bewegt und einen möglichen Wendepunkt signalisiert.
Wenn der Kurs ein „höheres Hoch“ erreicht, der RSI aber ein „tieferes Hoch“ bildet, spricht man von einer bärischen Divergenz.
Markiert der Preis ein „tieferes Tief“, während der RSI ein „höheres Tief“ bildet, nennt man dies bullische Divergenz.
Wenn eine Divergenz auftritt, besteht der Theorie zufolge eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kurs umkehrt. Dies kann kurzfristige Verkaufs- und Kaufsignale darstellen.
RSI-Ausfallschwankungen
Dies ist ein ähnliches Konzept wie die Divergenz, allerdings in einem viel kleineren Maßstab. Die „Ausschläge“ sind kleine Hochs und Tiefs, die ein Kurs macht, wenn er sich in einem Trend befindet. In der Regel folgt der RSI den Hochs und Tiefs eines Kurses.
Bei Aufwärtstrends gibt es höhere Hochs und Tiefs. In Abwärtstrends werden tiefere Höchst- und Tiefststände verzeichnet. Wenn der RSI nach unten schwankt, der Kurs aber weiter steigt, könnte dies ein Zeichen für eine kurzfristige Trendumkehr sein.
Seit Welles Wilder den RSI entwickelt hat, haben andere technische Analysten, darunter Constance Brown und Andrew Cardwell, neue Trading-Signale gefunden, die der Indikator liefern kann. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Leitfaden über unkonventionelle RSI-Handelsstrategien (auf Englisch).
RSI-Indikatoreinstellungen
Der RSI-Indikator kann in jedem Zeitrahmen eines Kerzen- oder Balkencharts verwendet werden, d.h. in Minuten, Stunden, Tagen und Wochen. Es ist zu beachten, dass der RSI umso volatiler ist, je kleiner der für die Berechnung gewählte Zeitrahmen ist.
Der RSI kann auch über verschiedene Zeiträume berechnet werden. Die Standardeinstellung ist 14 Perioden. Doch manche Trader setzen benutzerdefinierte Zeitrahmen wie zwei Perioden, neun Perioden oder 50 Perioden ein.
Wer erfand den RSI?
Der RSI wurde von dem Maschinenbauingenieur J. Welles Wilder Jr. formuliert. Er wurde zum Trader und technischen Analysten und stellte den RSI erstmals 1978 in seinem Buch „New Concepts in Technical Trading Systems“ vor.
Wilder handelte mit Aktien und Rohstoffen und stand vor einem Problem. Er wollte wissen, ob der Preis bereits zu teuer war, um eine Long-Position in einem Aufwärtstrend zu eröffnen, oder zu billig, um eine Short-Position in einem Abwärtstrend zu eröffnen. Er löste sein Problem mit dem RSI.
Heutzutage gehört der RSI zu den beliebtesten Oszillator-Indikatoren und wird von vielen Tradern mit unterschiedlichen RSI-Handelsstrategien verwendet.
Wie wird der RSI berechnet?
Wir werden kurz auf die mathematischen Grundlagen eingehen, einschließlich der RSI-Formel. Man muss sich die RSI-Berechnung nicht merken, um RSI-Handelsstrategien zu nutzen. Sie ist aber hilfreich, um sich ein Bild davon zu machen, was der Indikator anzeigt.
Der RSI wird durch Normalisierung des relativen Stärke-Faktors (RS) berechnet.
Die relative Stärke wird als Durchschnittsgewinn geteilt durch den Durchschnittsverlust gemessen.
Der durchschnittliche Gewinn ist die Summe der Aufwärtsbewegungen der letzten X-Zeiträume (in der Regel 14, wie von Welles Wilder empfohlen) geteilt durch die Anzahl der Zeiträume, um den Durchschnitt zu erreichen.
Der durchschnittliche Verlust ist die Summe der Abwärtsbewegungen über die gleiche Anzahl von Perioden, geteilt durch die gleiche Anzahl von Perioden.
Der Relative-Stärke-Faktor (Durchschnittsgewinn geteilt durch Durchschnittsverlust) wird dann zur Erstellung der RSI-Formel in einen Relative-Stärke-Index zwischen 0 und 100 umgerechnet.
RSI-Einschränkungen
Falsche Signale
Der RSI ist ein vorlaufender Indikator, der Ihnen früher als nachlaufende Indikatoren den Einstieg in einen gewinnbringenden Trade ermöglichen soll. Vorlaufende Indikatoren sind jedoch weniger zuverlässig und können oft falsche Signale liefern. Das liegt daran, dass nicht jede Momentumänderung bedeutet, dass sich der Kurs in eine andere Richtung bewegt.
Ausmaß der Trendwende unbekannt
Der RSI-Indikator hat im Laufe der Jahre viele Wendepunkte an den Märkten angezeigt. Er sagt jedoch nicht voraus, wie stark oder gering die folgende Kursbewegung sein wird. Der RSI kann einen Höchst- oder Tiefststand oder einfach nur eine vorübergehende Umkehrung der Kursrichtung signalisieren.
RSI vs. Stochastik-Oszillator: Was ist der Unterschied?
Der RSI und der Stochastik-Oszillator sind beide Momentum-Indikatoren und zwei der beliebtesten Indikatoren für die technische Analyse. Die unterschiedlichen mathematischen Formeln führen jedoch zu diversen Ergebnissen. Der RSI erfasst die Durchschnittsgewinne im Vergleich zu den Durchschnittsverlusten über eine bestimmte Anzahl von Zeiträumen. Der Stochastik-Oszillator hingegen berücksichtigt den Schlusskurs im Verhältnis zum Höchst- und Tiefststand innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens. Der stochastische Indikator ist im Vergleich zum RSI häufiger überkauft und überverkauft, was mehr Handelschancen, aber auch mehr Fehlsignale bietet.