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Was sind Heikin-Ashi-Kerzen?
Kerzen (engl.: Candlesticks) sind eine der ältesten Formen von technischen Chart-Indikatoren, die Trader bei der Analyse von Anlagepreisen verwenden können. Bei einem Kerzenchart handelt es sich um einen Diagrammtyp. Er dient der Visualisierung von Kursbewegungen sowie der Erkennung von Mustern, wobei jede Kerze eine Handelssitzung darstellt.
Eine besondere Form von Candlestick-Charts ist Heikin-Ashi, was auf Japanisch Durchschnitt („heikin“ oder „heiken“) und Balken („ashi“) bedeutet. Die Kerzen auf diesen Charts unterscheiden sich von den traditionellen japanischen Candlestick-Charts: Sie enthalten einige Daten aus der vorherigen Sitzung und zeigen die Entwicklung der Durchschnittswerte im Laufe der Zeit an.
Die Heikin-Ashi-Formel basiert auf einer Kombination von vier Kursdurchschnitten – Eröffnungs-, Höchst-, Tiefst- und Schlusskurs – aus der aktuellen und der vorangegangenen Handelssitzung. Im Gegensatz zu den traditionellen Candlesticks, bei denen die Eröffnungs- und Schlusskurse den Kerzenkörper bilden und die Hoch- und Tiefstwerte als Schatten oder Dochte dienen. Infolgedessen wird jede Heikin-Ashi-Kerze an der Mitte des vorangegangenen Balkens ausgerichtet, nicht an der Höhe des Schlusskurses der vorherigen Kerze.
Der in einer Heikin-Ashi-Kerze verwendete Eröffnungskurs basiert auf dem Durchschnitt des Eröffnungs- und Schlusspreises der vorherigen Kerze. Der Schlusskurs ist ein Durchschnitt aus dem Eröffnungs-, Höchst-, Tiefst- und Schlusswert des aktuellen Zeitraums und nicht nur der Schlusskurs. Das Hoch auf dem Kerzendocht ist der höchste Wert aus dem Eröffnungs-, Intraday-Hoch oder Schlusskurs der Sitzung. Auf diese Weise entsteht durch die Heikin-Ashi-Berechnung ein glatterer Kerzenchart, der die Erkennung und Verfolgung von Kurstrends erleichtert.
Ein glatterer Chart ist besonders nützlich für die Analyse von schwankenden oder volatilen Anlagepreisen.
Wer erfand die Heikin-Ashi-Kerzen?
Nachdem wir nun die Heikin-Ashi-Kerzen erklärt haben, wollen wir uns etwas näher mit der Geschichte beschäftigen.
Heikin-Ashi-Kerzen, häufig auch als Heiken-Ashi bezeichnet, wurden von dem japanischen Reishändler Munehisa Homma in den 1700er Jahren erfunden. Homma wird dank seiner Werke im Bereich der Erkennung von Preistrends von Vielen als der Vater der technischen Analyse angesehen.
Der Reismarkt in Osaka funktionierte damals sozusagen als frühe Version eines Terminmarktes: Man verwendete Kupons, die dann mit Gewinn gehandelt wurden, bevor der Reis physisch geliefert wurde. Homma analysierte den Einfluss der Emotionen von Händlern auf ihre Kaufentscheidungen und stellte fest, dass die Stimmung auf den Märkten von Angst und Gier bestimmt wird.
Er führte das Konzept des Preisaktionshandels ein, das auf der Erwartung von Auf- oder Abwärtsbewegungen basiert. Homma entwickelte die ersten Kerzencharts und nutzte sie, um eindeutige Handelsmuster zu erkennen, die sich im Vorfeld von Veränderungen der Reispreise bildeten. Das Verständnis der Psychologie, die die Kurstrends bestimmt, verschaffte ihm einen Vorteil gegenüber anderen Händlern, wie er in seinem Buch „Der Goldbrunnen – Der Drei-Affen-Rekord des Geldes“ (engl.: “The Fountain Of Gold: The Three Monkey Record Of Money”) im Jahr 1755 darlegte.
Welche Möglichkeiten bieten Heikin-Ashi-Candlesticks?
Anhand der Analyse von Heikin-Ashi-Kerzen kann man den Beginn wichtiger Kurstrends und Trendumkehrungen erkennen, indem das tägliche Marktrauschen herausgefiltert wird. Insbesondere in Zeiten hoher Volatilität, in denen man leicht den Überblick über längerfristige Bewegungen verlieren kann, ist dies sehr hilfreich. Mit Hilfe der Charts können Trader erkennen, wann sie eine Position eröffnen, halten oder vor einem Umschwung schließen sollten, und so hohe Verluste vermeiden.
Die Heikin-Ashi-Indikatoren können auf jeden Zeitrahmen angewandt werden: stündlich, täglich, monatlich usw. Allerdings sind Charts mit längeren Zeitrahmen in der Regel zuverlässiger. In Kombination mit anderen technischen Indikatoren ergeben sie ein umfassenderes Bild der Kursentwicklung eines Vermögenswerts. Trader können Heikin-Ashi-Charts zur Analyse von Forex- und Rohstoff- sowie Aktien- und Indexpreisen verwenden.
Wie man Heikin-Ashi-Kerzen interpretiert
Das Lesen von Heiken-Ashi-Kerzen ist relativ einfach. Dennoch ist es wichtig, dass Sie als Anleger verstehen, wie sie funktionieren und was sie darstellen, um fundierte Tradingentscheidungen treffen zu können.
Bei einem Aufwärtstrend zeigt ein Heikin-Ashi-Chart eine Reihe von grünen (oder andersfarbigen) Kerzen ohne unteren Schatten oder Docht. Umgekehrt gibt es bei einem Abwärtstrend keinen oberen Docht bei (typischerweise) roten Kerzen.
Ändert sich die Marktrichtung und die Stimmung, ist die Volatilität höher und die Kerzen ähneln den Dojis auf traditionellen Kerzencharts, mit kleineren Körpern und längeren Dochten. Wenn sich der Trend umkehrt, wechseln die Kerzenfarben.
Zusätzlich zu den Kerzen gibt es drei Arten von Dreiecken, die auf Heikin-Ashi-Charts gezeichnet werden: absteigend, aufsteigend und symmetrisch. Wenn die Kerzen über die obere Begrenzungslinie eines aufsteigenden oder symmetrischen Dreiecks ausbrechen, wird sich der Aufwärtstrend wahrscheinlich fortsetzen. Wenn die Kerzen jedoch unter die untere Begrenzungslinie eines absteigenden Dreiecks fallen, deutet der Chart auf einen rückläufigen Trend hin.
Wie man mit Heikin-Ashi-Kerzen tradet
Mit Hilfe dieser Strategie können Trader den Beginn starker Trends erkennen und ihr Portfolio entsprechend anpassen, indem sie Long-Positionen eröffnen oder aufstocken, wenn sich zinsbullische Trends abzeichnen, oder im Falle von Abwärtstrends Positionen schließen. Wenn Charts Kerzen ohne Dochte oder Schatten am unteren Ende zeigen, sind sie ein starkes Signal für den Beginn eines Aufwärtstrends, dem Trader folgen können, um Gewinne zu maximieren, anstatt Aktien frühzeitig zu verkaufen und Gewinne auf dem Tisch liegen zu lassen. Wenn Kerzen am oberen Ende keine Dochte aufweisen, deuten sie auf den Beginn eines Abwärtstrends hin und sind Anlass zum Verkauf von Aktien, um Verluste zu vermeiden. Je länger die Abfolge von Kerzen ohne Dochte ist, desto stärker ist der Trend, den sie signalisiert.
Kerzen mit kürzeren Körpern und längeren Dochten weisen darauf hin, dass Trader auf eine Trendunterbrechung achten sollten. Der Trend könnte sich dann umkehren oder seine Bewegung in dieselbe Richtung fortsetzen. Es erfordert etwas Geschick und Erfahrung, um zu erkennen, welche der beiden Möglichkeiten wahrscheinlicher ist. Sobald ein Trend in eine der beiden Richtungen erkannt wurde, kann man mit Differenzkontrakten (CFDs) eine Position eröffnen, die auf die Kursrichtung des Basiswerts setzt.
Ein CFD ist ein Finanzkontrakt, in der Regel zwischen einem Broker und einem Trader, bei dem sich eine Partei verpflichtet, der anderen die Differenz im Wert einer Anlage zwischen der Eröffnung und der Schließung eines Trades zu zahlen.
Wenn der Kurs steigt, können Sie eine Long-Position halten. Fällt er, haben Sie die Möglichkeit, eine Short-Position zu eröffnen.
CFDs sind gehebelte Instrumente, die es Ihnen ermöglichen, mit einer geringen Anfangsinvestition eine größere Position einzugehen. Allerdings erhöhen sich auch die Verluste, wenn sich der Kurs gegen Ihre Position entwickelt.
Einschränkungen der Heikin-Ashi-Technik
Die Heikin-Ashi-Technik gilt als äußerst zuverlässiges Analyseinstrument, das allerdings auch seine Schwachpunkte hat. Durch die Bildung von Durchschnittswerten zeigen die Kerzen keine exakten Eröffnungs- und Schlusskurse für eine Anlage. Und durch die Einbeziehung historischer Kurse wird eine Zeitverzögerung in die Trendlinie eingeführt.
Die gleichmäßigere Verteilung der Kerzen kann zwar die Erkennung von Trends erleichtern, füllt aber auch Kurslücken, die von Tradern häufig genutzt werden, um Preisdynamik, Einstiegspunkte und Stop-Loss-Niveaus für Kauf und Verkauf zu ermitteln.
Diese Faktoren können Daytrader oder Scalper benachteiligen, insbesondere auf dynamischen Märkten wie dem Forex-Markt, da sie Signale geben, die bereits veraltet sind.
Dies zeigt, wie wichtig es ist, Heikin-Ashi-Charts in Kombination mit anderen technischen Indikatoren zu analysieren, um genaue Ein- und Ausstiegspunkte zu finden.
Nachdem man mit Heikin-Ashi-Candlesticks die Richtung des Marktes ermittelt hat, können Sie bei Ihrer Handelsstrategie auch Trendindikatoren wie gleitende Durchschnitte und den Relative-Stärke-Index (RSI) einsetzen, um die Stärke eines Trends zu messen.