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Was ist ein gleitender Durchschnitt (Moving Average, kurz: MA)?
Gleitender Durchschnitt ist ein technischer Indikator, der den Durchschnittswert eines Assets über einen bestimmten Zeitraum angibt. Er wurde mit dem Ziel entwickelt, das durch willkürliche Kursschwankungen verursachte ‘Rauschen’ zu glätten. Es ist ein nachlaufender Indikator, der auf vergangenen Werten wie Hoch, Tief, Eröffnungs- und Schlusspreis oder sogar Volumen basiert.
Es gibt verschiedene Arten von gleitenden Durchschnitten. Der Hauptunterschied dazwischen ist die Gewichtung, die diverse historische Datenpunkten haben. Der exponentielle gleitende Durchschnitt (EMA) legt beispielsweise mehr Gewicht auf aktuelle Daten, während der einfache gleitende Durchschnitt (SMA) alle Preise gleich bewertet.
Der Zeitrahmen für gleitenden Durchschnitt kann so lang oder so kurz wie gewünscht sein. Er kann anhand von minütigen, stündigen, täglichen, wöchentlichen, monatlichen oder sogar jährlichen Daten berechnet werden. Trader kann außerdem beliebig viele oder wenige Zeitspannen nutzen, um den Durchschnitt zu erfassen.
Trader wählt einen Zeitrahmen abhängig vom Trend, den man gerade traden versucht. Es ist wichtig zu beachten, dass je größer die Anzahl der Zeitspannen ist, desto genauer der Durchschnitt sein wird.
Einfacher gleitender Durchschnitt (Simple Moving Average, kurz: SMA)
Einfacher gleitender Durchschnitt (SMA) ist ein arithmetischer gleitender Mittelwert. So wird er berechnet: Zuerst addiert man die Schlusskurse für vorgegebene Anzahl der Zeiträume und teilt dann die Summe durch die gleiche Anzahl der Zeitperioden.
So entsteht ein einfacher positiver oder negativer Trend, der Tradern einen losen Gesamtüberblick über den Markt gibt. Je größer der Zeitrahmen, desto weniger volatil die Linie des einfachen gleitenden Durchschnitts.
Manche Trader sind skeptisch gegenüber einfachen gleitenden Durchschnitten. Sie glauben, dass die aktuellsten Daten am wichtigsten sind, da der einfache gleitende Durchschnitt alle Schlusskurse gleich bewertet.
Exponentieller gleitender Durchschnitt (Exponential Moving Average, kurz: EMA)
Exponentieller gleitender Durchschnitt (EMA) ist eine Art gewichteten gleitenden Durchschnitts, der einen besonderen Wert auf die jüngsten Daten legt. So reagiert er auf neueste Kursänderungen aktiver als ein einfacher gleitender Durchschnitt. Dies kann Tradern dabei helfen, den optimalen Punkt für Position-Öffnung oder Schließung nicht zu verpassen. EMAs sind nützlich bei Erkennung plötzlicher Schwankungen in Preisbewegungen.
Allerdings sind sie weniger präzise als SMAs bei Diagrammerstellung langfristiger Trends. EMAs sind auch weniger hilfreich als SMAs bei Bestimmung von Unterstützungs- und Widerstandsebenen. EMA könnte beispielsweise einen Trader aus einem Trade vorzeitig rausschmeißen, wenn eine Aktie kurzen Einbruch hat.
Wer erfand den gleitenden Durchschnitt?
Gleitender Durchschnitt Indikatoren gehören zu den ältesten Tools der technischen Analyse. Sie wurden zuerst 1901 in der Arbeit des Mathematikers R. H. Hooker veröffentlicht, der sie als ‘unmittelbare Mittelwerte’ bezeichnete. Der Begriff wurde erstmals 1909 von Yule bei der Beschreibung des Hooker-Prozesses geprägt.
Warum ist der gleitende Durchschnitt nützlich für Trader?
Was technische Analyse angeht, sind gleitende Mittelwerte ebenso einfach wie effektiv. Einsteiger können mit Leichtigkeit einen Trading-Plan mithilfe einer gleitender Mittelwert Strategie vorbereiten. Gleitende Durchschnitte sind deshalb effektiv, weil sie eine breite Anwendbarkeit beim Handel auf Märkten aufweisen.
Gleitende Durchschnitte können bei der Erkennung von Preisänderungen und Trends sowie Erstellung von Trading-Signalen eingesetzt werden. Außerdem können sie angewendet werden, um dynamische Unterstützungs- und Widerstandsebenen zu formen. Diese unterscheiden sich von traditionellen Unterstützungs- und Widerstandslinien, da sie sich stets bewegen.
Technische Analyse: wie man mit einem gleitenden Durchschnitt handeln kann
Es gibt einiges zu beachten, wenn es darum geht, wie man einen gleitenden Durchschnitt beim Trading anwendet. Gleitende Durchschnitte stellen Tradern drei verschiedene Informationsarten dar. Dies bildet die Grundlage einer Trading-Strategie mit gleitendem Mittelwert.
Trading-Signale
Trader kann MAs interpretieren, um Kauf- oder Verkaufssignale für eine Anlage zu erzeugen. Dies kann einfach durch Vergleich von Verhältnis zwischen einem gleitenden Durchschnitt und dem aktuellen Markt erreicht werden. Wenn der Kurs des aktuellen Markts den steigenden gleitenden Mittelwert überschreitet, deutet es auf ein Kaufsignal hin. Wenn der Preis unter den fallenden gleitenden Durchschnitt fällt, deutet es auf ein Verkaufssignal hin.
Trenderkennung
Gleitende Durchschnitte können zur Erkennung von Trends und Preisänderungen genutzt werden. Mit anderen Worten können sie Tradern helfen, den Trend zu bestimmen. Der einfachste Weg, dies zu veranschaulichen, ist einen SMA grafisch darzustellen und nach einer Abweichung im Kurs zu suchen.
Wenn die Preisentwicklung wahrscheinlich über dem SMA bleibt, zeigt es an, dass der Preis in einem allgemeinen Aufwärtstrend ist. Wenn die Preisentwicklung dagegen unter dem Mittelwert bleibt, deutet es auf einen allgemeinen Abwärtstrend hin.
Anspruchsvollere Trader kombinieren verschiedene gleitende Durchschnitte, um genauere Kauf- und Verkaufssignale zu erzeugen. Diese Methode ist als Erkennung von Kreuzungen bekannt.
Das Verbinden von gleitenden Durchschnitten wird klarere Signale generieren. Ein Preisrückgang wird von einer Kreuzung des kurzfristigen gleitenden Mittelwertes und der sinkenden Kursbewegung angegeben. Ebenso wird der Preisanstieg durch den Schnittpunkt des kurzfristigen gleitenden Durchschnitts und einer steigenden Kursbewegung angezeigt.
Unterstützung und Widerstand
Gleitende Mittelwerte können außerdem zur Bildung dynamischer Unterstützungs- und Widerstandsebenen für einen Markt genutzt werden. Dynamische Unterstützungs- und Widerstandsebenen unterscheiden sich von den traditionellen horizontalen Unterstützungs- und Widerstandslinien. Dynamische Linien ändern sich stets, weil Asset-Preise ständig schwanken und eine Reihe von unterschiedlichen Hochs und Tiefs bilden.
Der Einsatz von gleitenden Durchschnitten zur Bestimmung von Widerstandsniveau kann für Trader hilfreich sein. Es kann signalisieren, wenn eine Anlage ihren Höchststand erreicht, und auf einen Verkaufszeitpunkt hindeuten. Ebenso kann Trader MA anwenden, um Unterstützungsebenen zu erkennen sowie einzusteigen, wenn der Preis fällt und das Niveau testet. In manchen Fällen können historische Widerstandslinien dann zu aktuellen Unterstützungsebenen werden.
Einsatz von gleitenden Durchschnitten zur Erkennung von 4 Stufen des Marktzykluses
Trader nutzen MAs zur Erkennung von vier Stufen des typischen Marktzykluses, den ein Wertpapier durchlebt. Dies wiederum informiert unsere Trading-Strategie. Basing (Stufe 1) ist der Punkt, an dem ein Markt einen Übergang von einem großen Bärenmarkt zu einem großen Bullenmarkt macht. Es ist eine Phase des Basisaufbaus, da der Markt sich auf eine Rallye vorbereitet.
Der Markt handelt seitwärts, da die Anlage sich bewegt; Spätverkäufer schließen ihre Positionen und Frühspekulanten steigen ein. Kurzfristigere MAs beginnen, günstigere Muster aufzuzeigen. Gleichzeitig lassen längerfristige MAs weiter nach, jedoch mit einer geringeren Veränderungsrate. Der Wertpapierpreis wird dann nicht mehr unter die wichtigsten MAs kriechen und bricht sie in der Tat durch.
Ein steigender Markt (Stufe 2) liegt vor, wenn die Preissteigerungen durch Übersteigen ursprünglicher Widerstandsbereiche, die einen neuen Preistrend bilden, bestätigt werden. Trader sind sich bewusst, dass das Wichtige auf dem Markt gerade geschieht und fangen an, aggressiv zu kaufen.
Kurseinbrüche sind kurz und berühren die MAs tendenziell nicht. Dies ist durch mittelfristige und dann längerfristige MAs gekennzeichnet, die sich kurzfristigen MAs bei beschleunigenden Aufwärtsbewegungen anschließen.
Ein Topping-Markt (Stufe 3) ist die Situation, bei der das Markt-Vorrücken sich verlangsamt: mit Anlage-Einheiten, die von früheren Käufern in die Hände der Personen gehen, die zu spät kaufen. Diese Stufe ist durch die Aufteilung der Bestände von schlauen Tradern zu Nachzüglern gekennzeichnet.
Die kurzfristigeren MAs, später gefolgt von den mittel- und längerfristigen, verlieren an Schwung und beginnen abzuflachen. Der Preis fängt an, vorübergehend seitwärts zu handeln, da der Höchststand erreicht ist, und beginnt dann zu sinken und sich in einen Bärenmarkt zu bewegen.
Ein schrumpfender Markt (Stufe 4) ist gegeben, wenn der Bärenmarkt seine volle Wirkung entfaltet. Der Asset-Preis nimmt mit zunehmender Geschwindigkeit ab. Kurzfristige und dann längerfristige MAs beginnen, in einem verzögerten Beschleinigungstempo zu fallen. Kurssteigerungen sind kurz und berühren die MA-Linien tendenziell nicht.