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Was ist der exponentielle gleitende Durchschnitt (Exponential Moving Average, kurz: EMA)?
Exponentieller gleitender Durchschnitt (EMA), auch als exponentiell gewichteter gleitender Durchschnitt (EWMA) bezeichnet, ist einer der ältesten Formen technischer Analyse. Es ist eine Art gleitenden Durchschnitts (MA), der ein größeres Gewicht auf die aktuellsten Daten legt. Der EMA wird zur Erkennung des dominanten Trends am Markt eingesetzt und gibt gleichzeitig die Unterstützungs- und Widerstandebenen zur Ausführung des Trades an. Um das Konzept des exponentiellen gleitenden Durchschnitts zu verstehen, fassen wir erst noch mal zusammen, was der gleitende Durchschnitt eigentlich ist.
Gleitende Mittelwerte visualisieren den durchschnittlichen Preis eines Finanzinstrumentes für einen bestimmten Zeitraum. Es gibt einige Typen von gleitendem Durchschnitt, die sich hinsichtlich der Weise, wie Daten gewichtet oder bewertet werden, unterscheiden.
Wenn man z.B. einen Chart mit einem einfachen Durchschnitt und exponentiellen gleitenden Durchschnitt betrachtet, ist es nicht so einfach, den Unterschied zwischen den beiden auf den ersten Blick zu erkennen. Es gibt jedoch einige Hauptunterschiede.
Der exponentielle gleitende Durchschnitt ist eine Linie auf dem Kurs-Chart, basiert auf einer mathematischen Formel, zur Glättung der Preisentwicklung. Indem der EMA mehr Gewicht auf den aktuellen Preis und weniger Gewicht auf die Vergangenheitpreise legt, passt er sich den neuesten Preisänderungen bei Kursdaten viel schneller als der SMA an, der alle Beobachtungen in dem Zeitraum gleich gewichtet.
Obwohl die Berechnung für den EMA-Indikator ziemlich einschüchternd erscheint, gibt es eine gute Nachricht: Die meisten Trading-Plattformen bieten Charts an, die diese Arbeit für Sie erledigen. Sie können den EMA einfach aus der Indikatorenliste auswählen und ihn auf den Live-Aktien-Chart übertragen.
Sie können ebenfalls einstellen, wie viele Zeiträume berechnet werden sollen. Zeitabschnitte von 50, 100 und 200 sind die gängigsten bei Tradern, die Preisentwicklung in Monaten oder Jahren zurückverfolgen. Die 12- und 26-Tage-EMAs wurden dagegen für eine kürzere Zeitspanne popularisiert.
Der exponentielle gleitende Durchschnitt ist ein universelles Trading-Tool, das auf allen Märkten, inkl. Aktien, Indizes, Währungen, Rohstoffe und Kryptowährungen, funktioniert.
Wer entwickelte den exponentiellen gleitenden Durchschnitt?
Der erste Artikel über das Konzept des EMA – “Forecasting Seasonals and Trends by Exponentially Weighted Moving Averages” von Charles C. Holt – wurde 1957 veröffentlicht. Anhand einer systematischen Entwicklung der Prognose-Ausdrücke für die EWMAs wurde die im Buch beschriebene Methode von verschiedenen Industrien zur Untersuchung von Trends und Fehlerstrukturen eingesetzt.
In den frühen 1960er Jahren war P. N. Haurlan die erste Person, die exponentielle Glättung bei Verfolgung von Aktienkurse anwendete. Er arbeitete als technischer Manager bei dem JPL in Pasadena, USA, und setzte EMAs damals bei Gestaltung des Raketen-Ortungssystems ein. Da er den Zugang zu einem Computer hatte, analysierte er den Aktienmarkt angeblich aus Spaß während seiner Freizeit bei der Arbeit. Als sie mal erfolgreich angewendet wurden, nannte er sie nicht gleich ‘exponentielle gleitende Durchschnitte’. Er bezeichnete sie als ‘Trendwerte’. Später formte Haurlan die EMAs aus seinem Haurlan-Index. Seine Arbeit hat eine wichtige Rolle für die Inspiration bei der Entwicklung vom McClellan Oszillator und Summationsindex gespielt, welche exponentielle Glättung der Advance-Decline-Daten einbeziehen.
Warum sind exponentielle gleitende Durchschnitte nützlich für Trader?
Der exponentielle gleitende Durchschnitt reduziert das Durcheinander der täglichen Preisentwicklung. Und er hilft dabei, durch den Rauschpegel zu brechen, indem die Verzögerung bei Zeitdaten verringert wird und Verzerrungen aus Informationen, die nicht mehr relevant sein können, vermieden werden. Zusätzlich glättet er den Preis, enthüllt den Trend und zeigt die Muster an, die man möglicherweise übersehen hat. Der EMA ist außerdem recht zuverlässig und genau in der Prognose von künftigen Änderungen des Marktpreises.
Die stärkere Sensibilität des EMA kann manchmal seine Anfälligkeit für falsche Signale verursachen. Dennoch tut er mehr Gutes als Schlechtes. Für Trader, die den Handel auf schnellebigen Märkten oder Intraday-Trends bevorzugen, ist der EMA die perfekte Wahl. Manchmal wird er sogar bei der Erkennung von Trading-Bias eingesetzt. Wenn ein EMA auf einem Tageschart einen starken Aufwärtstrend zeigt, könnte der Daytrader die Strategie wählen, nur von der langen Seite auf Intraday-Chart zu handeln.
Es ist wichtig zu beachten, wie viel schneller der EMA auf Preisumkehr reagiert, während der SMA tendenziell nachläuft. Aus dem gleichen Grund können EMAs häufiger auf volatilen Märkten zum Einsatz kommen.
Wie man mit exponentiellen gleitenden Durchschnitten handeln kann
Wie die Mehrheit anderer MA-Indikatoren, ist der EMA angemessener für tendierende Märkte. Wenn der Markt in einem stabilen und starken Aufwärtstrend ist, wird die Indikator-Linie einen Aufwärtstrend anzeigen. Das gleiche Prinzip funktioniert umgekehrt für einen Abwärtstrend.
Ein schlauer Trader wird nicht nur die Bewegung der EMA-Linie, sondern auch das Verhältnis der Veränderungsrate zwischen den nahegelegenen Balken verfolgen. Da die Preisentwicklung eines starken Aufwärtstrends abzuflachen und umzukehren beginnt, wird die EMA-Veränderungsrate von einem Balken zum nächsten sinken, bis die Indikator-Linie verflacht und die Veränderungsrate bei Null ist.
Wegen der nachlaufenden Wirkung hier sollte die Preisentwicklung sich bereits umgekehrt haben. Deshalb könnte die Beobachtung eines anhaltenden Rückgangs in der EMA-Veränderungsrate als ein Indikator genutzt werden, der dem von der nachlaufenden Wirkung verursachten Dilemma entgegenwirken könnte.
Die 12- und 26-Tage-EMAs gehören zu den beliebtesten für Analyse der kurzfristigen Mittelwerte. Inzwischen werden die 50- und 200-Tage-EMAs als Indikatoren für Aufdeckung von langfristigen Trends genutzt. Der EMA-Indikator dient außerdem als Grundlage für den Zusammen-/Auseinanderlaufen des gleitenden Durchschnitts Oszillator (Moving Average Convergence Divergence, kurz: MACD) und den prozentualen Preis-Oszillator (Percentage Price Oscillator, kurz: PPO).
Während man mit der vielfachen Anwendung des exponentiellen gleitenden Durchschnitts experimentieren könnte, halten Profi-Trader das EMA-Trading lieber so einfach wie möglich:
Trendfolgung. Im Grunde nutzt man den EMA zur Verfolgung primären Trends und handelt dementsprechend. Falls die Aktie über dem Durschnitt nicht schließt, bleibt man im Trade.
Dynamische Unterstützung und Widerstand. Die EMA-Zeiträume, wie 50- oder 200-Tage, können als Unterstützung und Widerstandzonen dienen, auf denen Ihre Trading-Strategie und Entscheidungen basieren können.
Kreuzende gleitende Durchschnitte. Anhand von zwei verschiedenen kreuzenden exponentiellen gleitenden Durchschnitten kann man Kauf- und Verkaufssignale generieren. Eine EMA-Kreuzung deutet auf eine Impuls- und Trendänderung hin. Wenn ein kürzfristigerer EMA sich mit einem längerfristigen EMA überkreuzt, deutet es auf ein bullisches Signal hin. Ist die Situation umgekehrt, liegt ein bärisches Signal vor. In vielen Fällen wird der Preis einer Anlage die EMA-Linie wieder testen, die nach einem erfolgreichen EMA-Cross weiter entfernt ist. Der Bereich zwischen den beiden EMAs ist typischerweise ein guter Punkt, eine Position in die Trendrichtung einzugehen. Die Einfachheit der Anwendung und Interpretation von gleitendem Durchschnitt ermöglicht grafische Darstellung von verschiedenen gleitenden Mittelwert-Linien gleichzeitig auf dem Chart. Diesen Vorteil gibt es nicht bei allen technischen Indikatoren. Daher setzt man EMAs am besten in Verbindung mit anderen Indikatoren ein, um wesentliche Marktbewegungen zu bestätigen und ihre Gültigkeit einzuschätzen.