Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Jahr 2024 – Hintergründe und mögliche Entwicklung in 2025
Erfahren Sie alles über die 21.800 bis 22.400 Unternehmensinsolvenzen 2024 in Deutschland – Branchen wie Logistik, Bau & Großinsolvenzen im Fokus. Aktueller Ausblick für 2025.
Insolvenzen fungieren als Bestandteil der Wirtschaft und spiegeln nicht zuletzt deren Standfestigkeit als auch Krisenanfälligkeit wider. Neben den wirtschaftlichen Folgen drohen auch soziale Unwägbarkeiten, wie etwa der Verlust von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig können gesamte Geschäftsmodelle durch Insolvenzen auf den Prüfstand gestellt werden.
Erhalten Sie im Folgenden eine Einführung in die Thematik der Insolvenzen, wie sich die Situation im Jahr 2024 in der Bundesrepublik Deutschland ausgestaltete, welche Branchen besonders betroffen waren und was im Jahr 2025 Fachleuten zufolge zu erwarten ist.
Wichtige Zahlen & Fakten
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Unter einer Insolvenz wird eine Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens verstanden
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Unternehmensinsolvenzen sind im Jahr 2024 stark gestiegen – auch Privatinsolvenzen ziehen an
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Firmenpleiten könnten Experten zufolge im Jahr 2025 einen Rekordwert erreichen
Definition Insolvenz: Was ist eine Insolvenz?
Unter einer Insolvenz wird die Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens verstanden. Diese liegt etwa vor:
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Wenn das Unternehmen seine fälligen Zahlungen nicht mehr leisten kann,
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Verbindlichkeiten höher als das Vermögen (Überschuldung) sind,
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Schuldner seine Pflichten der Zahlung zum fälligen Zeitpunkt nicht nachkommen kann.
Starker Anstieg der Unternehmensinsolvenzen 2024: +22,4 % im Jahresvergleich
Laut Angaben des Statistischen Bundesamts gab es im Jahr 2024 endgültigen Daten zufolge 21.812 beantragte Firmeninsolvenzen und damit 22,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr, wo ein Plus von insgesamt 22,1 Prozent verzeichnet wurde.
"Die Zuwächse in diesen beiden Jahren dürften neben der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage auf Nachholeffekte gegenüber dem Corona-Zeitraum zurückzuführen sein", hieß es aus den Reihen des Statistischen Bundesamts (Destatis). Im Zeitraum März 2020 bis Mai 2021 wurde etwa die Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen komplett oder partiell ausgesetzt. Gleichzeitig konnten die Betriebe auch sogenannte Corona-Hilfen beziehen, die allerdings nun unter bestimmten Voraussetzungen zum Teil zurückbezahlt werden müssen.
Im Jahr 2015 hatte es zuletzt mehr Unternehmensinsolvenzen gegeben (23.101). Im Jahr 2009 während der Finanz- und Wirtschaftskrise lag die Zahl sogar bei 32.687.
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Großinsolvenzen 2024: Milliarden-Forderungen treiben Gesamtvolumen
Insgesamt lagen die Forderungen der Gläubiger im Jahr 2024 bei rund 58,1 Milliarden Euro, nach 26,6 Milliarden Euro im Jahr 2023. Zurückzuführen sei der hohe Wert durch sogenannte „Großinsolvenzen“, mit Forderungssummen von 25 Millionen Euro und mehr. Für 2024 wurden insgesamt 314 Großinsolvenzen registriert (+127,5 Prozent) und damit mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2023.
Wissenswertes: Nicht nur die Unternehmensinsolvenzen, auch die Verbraucherinsolvenzen zogen im Jahr 2024 an, welche bei 71.207 Fällen lagen und damit 6,5 Prozent höher im Vergleich zum Jahr 2023.
Verkehr und Lagerei besonders von Insolvenz betroffen
Im Jahr 2024 gab es 63,5 Unternehmensinsolvenzen, bezogen auf 10.000 Unternehmen. Je 10.000 Unternehmen mussten am häufigsten Unternehmen aus den Bereichen Verkehr und Lagerei anmelden (121,8 Fälle), gefolgt von dem Baugewerbe (95,3) und sonstigen Dienstleistungen (92,5).
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Spektakuläre Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2024 in Deutschland
Verschiedene Firmenpleiten machten im Jahr 2024 Schlagzeilen, unter anderem „The Body Shop Deutschland“, die Modekette Esprit oder der Reiseveranstalter FTI.
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Februar 2024
Beispielsweise musste „The Body Shop Deutschland“ im Februar 2024 Insolvenz anmelden. Im September 2024 berichtete die WirtschaftsWoche, dass 21 der jüngst 45 deutschen Filialen zum 15. September 2024 durch den Handelsmanager und Investor Stefan Herzberg übernommen werden sollten. Sechs weitere Filialen würden von Dritten auf eigene Rechnung betrieben, hieß es Medienberichten zufolge.
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Mai 2024
Im Mai 2024 erwischte es die Modekette Esprit, welche einen Insolvenzantrag stellte. Anfang August stand fest, dass alle 56 Esprit-Läden in der Bundesrepublik Deutschland geschlossen werden mussten. Insgesamt verloren 1.300 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.
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Juni 2024
Der damals drittgrößte Reiseveranstalter FTI ist im Juni in die Insolvenz gerutscht. Das Unternehmen war in der Corona-Pandemie in Bredouille geraten und musste mit staatlichen Hilfen gestützt werden.
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November 2024
Für Aufsehen sorgte im Jahr 2024 nicht zuletzt auch die Unternehmensinsolvenz von Tupperware Deutschland. Seit Jahren kämpfe das Unternehmen mit sinkenden Verkaufszahlen, hieß es. So hätte der Handel im Internet und die Konkurrenz dem Geschäftsmodell stark zu gesetzt. Im März 2025 wurde publik, dass der französische Unternehmer Cédric Meston etwa einen Neustart von Tupperware in Europa, in insgesamt fünf Ländern, unter anderem in Deutschland, wagen wolle.
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Unternehmensinsolvenzen in Deutschland: Entwicklung & Ausblick 2025
Experten zufolge könnte die Anzahl der Firmenpleiten in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2025 weiter anziehen. Laut Angaben des Informationsdienstleister Crif werde mit bis zu 26.000 Unternehmensinsolvenzen gerechnet. Verwiesen werde dabei etwa auf hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme sowie politische Unwägbarkeiten. Nicht zuletzt könnten durch Insolvenzen großer Unternehmen auch zugehörige Firmen in Sippenhaft genommen werden und damit einen sogenannten Dominoeffekt initiieren.
Laut einer Schätzung von Creditreform aus Dezember 2024 werde für das laufende Jahr ebenfalls mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen gerechnet, wo demnach die Insolvenzzahlen „nahe an den Höchstwerten der Jahr 2009 und 2010 in Sichtweite“ kommen könnten. Damals hätten etwa über 32.000 Unternehmen Insolvenz anmelden müssen, hieß es.
Firmeninsolvenzen Mai 2025: Erstmals Rückgang seit zwei Jahren
Im Mai 2025 sind die Firmenpleiten vorläufigen Zahlen zufolge erstmals seit zwei Jahren allerdings wieder zurückgegangen, womit sich eine Entspannung andeuten könnte. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) sind die beantragten Regelinsolvenzen in der Bundesrepublik Deutschland im Mai 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,7 Prozent gesunken, was dem ersten Rückgang seit März 2023 entspricht (-3,4 Prozent).
Zusammenfassung der Insolvenzentwicklung in Deutschland
Im Jahr 2024 sind die Insolvenzen in der Bundesrepublik Deutschland bei Unternehmen sowie bei privaten Haushalten deutlich angestiegen. Wirtschaftliche Unwägbarkeiten, anziehende Energiepreise als auch Nachholeffekte der Corona-Pandemie brachten zahlreiche Unternehmen in die Bredouille. Unternehmen aus den Branchen wie etwa Verkehr und Lagerei, dem Baugewerbe und sonstigen Dienstleistungen (beispielsweise: Zeitarbeitsfirmen) waren dabei besonders betroffen. Bemerkenswert bleibt nicht zuletzt auch das Plus bei Verbraucherinsolvenzen, welches durch den Anstieg der Lebenshaltungskosten begründet werden kann.
Auch im laufenden Jahr 2025 könnten die Firmenpleiten Fachleuten zufolge weiter anziehen. So rechnet der Informationsdienstleister Crif mit bis zu 26.000 Unternehmensinsolvenzen.
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FAQ: Häufig gestellte Fragen
Verwendete Quellen:
bpb: Definition einer Insolvenz
Destatis: Beantragte Regelinsolvenzen im Mai 2025 rückläufig
Creditreform: Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2024
Tagesschau: Insolvenzen ziehen im Jahr 2024 weiter an
Tagesschau: Unternehmensinsolvenzen steigen in 2024 so stark wie noch nie
Destatis: Regelinsolvenzen ziehen im Jahr 2024 gegenüber 2023 an
Tagesschau: FTI meldet Insolvenz an
Manager Magazin: Esprit rutscht in die Insolvenz
FAZ: Tupperware Deutschland stellt Betrieb ein
Zeit: Einige Filialen von The Body Shop laufen in Deutschland weiter