Was ist der Markt?
Kapitel 1: Einführung
Wenn vom „Markt“ gesprochen wird, kann mehreres gemeint sein. Das liegt daran, dass der „Markt“ ein Sammelsurium von Finanzdienstleistungen, -produkten und -instrumenten ist, die ebenso zahlreiche wie vielfältige Chancen und Risiken bieten.
Deshalb enden viele Schlagzeilen auch mit: „... die Aktienkurse sind gestiegen (gefallen) ...“, was auf das Vertrauen bzw. die Volatilität am Markt hinweist.
Einfach ausgedrückt: Der „Markt“ ist der Ort, an dem Unternehmen, Rohstoffe und Dienstleistungen ge- bzw. verkauft werden. Dazu gehören Aktien, kleine Anteile von Unternehmen, deren Wert steigen oder sinken kann (z. B. infolge positiver oder negativer Konjunktur- oder Unternehmensmeldungen), und Anleihen, die eher wie einfache Schuldscheine mit einem festen Rückzahlungsdatum sind und allgemein als sicherer gelten.
Und dann sind da noch börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETFs), Derivate, Devisen und noch viele weitere exotische Instrumente. Mehr dazu erfahren Sie in späteren Kursen.
Was auch immer gehandelt wird: Der Markt ist der Ort, an dem Käufer und Verkäufer aufeinandertreffen. In einigen Fällen wird in elektronischer Form unter einem Dach gehandelt, z. b. an der London Stock Exchange (LSE). In anderen Fällen findet der Handel außerbörslich bzw. Over-the-Counter (OTC) statt.
(Der OTC-Markt verfügt über weniger Regeln und keine physische Basis. Ein Großteil der Probleme an den Finanzmärkten zwischen 2007 und 2008 wurde durch risikoreichere OTC-Produkte verursacht.)
Eine der ersten Auffälligkeiten des Marktes ist die Sprache. Mitunter gewinnt man den Eindruck, dass die Finanzmärkte über ihren eigenen Wortschatz mit eigenem Jargon verfügen, der nicht selten befremdend anmutet. Während Ausdrücke wie „Hausse“ und „Baisse“ noch relativ leicht nachvollziehbar sind, sind da andere Begriffe schon erklärungsbedürftiger. Nehmen wir einige davon etwas genauer unter die Lupe ...
Kapitel 2: Was ist der „Spread“?
Einfach ausgedrückt handelt es sich beim Spread um die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs. Denken Sie z. B. an einen Gebrauchtwagenhändler, der einen Gewinn erzielt, indem er Ihnen einen bestimmten Preis für Ihren gebrauchten Wagen bietet und diesen zu einem höheren Preis weiterverkauft.
Der Begriff „Spread“ kann jedoch über mehrere subtilere Bedeutungen verfügen. Man spricht beispielsweise von einem „Spread“ zwischen „Geldkurs“ und „Briefkurs“ (auch „Geld-Brief-Spanne“ genannt), auf dessen Grundlage ein Wertpapier gehandelt wird. Der „Geldkurs“ ist der höchste Kurs, den ein Käufer zu zahlen bereit ist. Dagegen ist der „Briefkurs“ der höchste vom Verkäufer erhoffte Kurs. Dazwischen liegt der von den Parteien vereinbarte Kurs.
Als Vermittler zwischen beiden Parteien fungiert der Broker. Er verdient sein Geld mit der Differenz zwischen Geld- und Briefkurs. Allerdings können im Spread eine Reihe von Kosten und Gebühren enthalten sein. Der Spread geht nicht immer voll zugunsten des Brokers.
Kapitel 3: Wodurch wird der Spread beeinflusst?
Hier heißen die üblichen Verdächtigen „Angebot“ und „Nachfrage“. Der Spread kann sich auch während volatiler Phasen ausweiten (wenn die Zahl der Verkäufer jene der Käufer übersteigt). Dagegen kann der Spread bei Aktien, die regelmäßig ge- und verkauft werden, niedrig sein.
Der Spread schwankt fast immer dann, wenn Trader und Anleger auf neue Informationen reagieren. Sie haben vielleicht schon einmal jemandem zugehört, der vom Spread für den Kurs einer Aktie während eines bestimmten Handelszeitraums sprach, z. B. während einer Woche oder drei Tagen: „Der Spread für die Aktie von X war niedriger als ich erwartet hatte.“
Denken Sie daran, dass Aktien mit geringen Volumen höhere Spreads aufweisen, weil sie nicht so häufig ge- und verkauft werden. Und bei anderen Aktien verändert sich die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs nicht sehr stark. Das liegt daran, dass die Analysen für einige Aktien sehr zuverlässig sind und ihre Performance daher einheitlich ist – nun, in den meisten Fällen zumindest.
Wenn Sie ein Daytrader sind, kann der Spread zwischen Geld- und Briefkurs entscheidend sein, weil die Differenz wesentlichen Einfluss auf Ihre täglichen Gewinne ausüben kann. Wenn Sie die Kursentwicklung einer Aktie auf einer Website beobachten, sollten Sie zudem bedenken, dass nur der zuletzt bezahlte Kurs angezeigt wird. Je nach Kaufzeitpunkt bezahlen Sie möglicherweise mehr oder weniger.
Doch Vorsicht!
Die Differenz zwischen Geld- und Brief-Spread hat sich in den vergangenen Jahren für Anleger verringert. Dies liegt zum Teil am technologischen Fortschritt und an der steigenden Nachfrage, die zu sinkenden Kosten geführt haben. Das bedeutet, das ein größerer Anteil des investierten Geldes letztlich in die langfristige Aktienmarkt-Performance fließt.
Checkliste: Wodurch wird der Spread beeinflusst?
• Verfügbarkeit – in welchem Umfang und wie einfach Aktien eines Unternehmens handelbar sind
• Volumen – wenn eine Menge von Aktien rasch den Besitzer wechselt
• Beliebtheit – Hochpreisige Aktien haben einen höheren Spread
• Marktvolatilität – positive und negative Nachrichten, konjunktur- und unternehmensspezifisch